Route des Grandes Alpes – Tour 2023 Teil 1

Einmal Mittelmeer und zurück

Ich weiß, was jetzt viele von euch denken werden. Mittelmeer? Alpen-Tour? Das hat ja schon jeder gemacht. Für viele Motorrad-Reisende ist so eine Strecke auch nur eine Verbindungsetappe oder ein sog. Micro-Abenteuer. Aber für mich war es eins der größten Reise-Abenteuer und auf jeden Fall mein größtes Motorrad-Abenteuer. Bis jetzt! Die berühmte Route des Grandes Alpes.

Für viele besonders bekannt durch die Berg-Etappen bei der Tour de France. Wenn ich mich nicht irre, hat die Routes drei verschiedene Möglichkeiten, gefahren zu werden. Aber alle Starten in Thonon-les-bains und Enden in Menton. Man überquert insgesamt 16 Alpenpässe, davon 6 Stück über 2000 Höhenmeter*. (*Wikipedia)
Vor weg eine Information: An manchen Stellen sind wir abseits der RdGA gefahren. Also wundert euch nicht.

Ich hatte ja in in den vorherigen Blogs schon mal ein wenig über die Vorbereitungen und über meine Materialschlacht gesprochen. Falls ihr diesen verpasst habt oder ihn nochmal lesen wollt, könnt Ihr das gerne hier tun.
Während ich hier sitze und schreibe, überwältigen mich wieder sämtliche Gefühle, Empfindungen und Emotionen die ich mit dieser Reise in Verbindung bringe und die ich während dessen erfahren habe. Alleine der Untertitel: Einmal Mittelmeer und zurück, der jetzt eher nach Floskel klingt, lässt mich schon wieder Pipi in die Augen bekommen. Also seid so nett und seht darüber hinweg.

Vorbereitungen, Vorschläge, Vorfreude?

Planung der einzelnen Fahrtage

Wer kennt es nicht? Die Vorbereitungen für eine solche Tour. Eigentlich machen diese ja mit am meisten Spaß. Wer fährt alles mit? Welche Strecke wird gefahren? Wo schläft man? Wieviele Kilometer fährt man am Tag? Was möchte man sehen oder an welchem Ort möchte man noch etwas verweilen?
In einer Gruppe ist es da manchmal etwas komplizierter auf einen Nenner zu kommen. Aber das soll jetzt nicht negativ rüber kommen, absolut nicht. Wenn sich vier Männer treffen um eine Reise zu planen, könnt ihr euch vorstellen, dass an diesem Tag auch das eine oder andere Hopfenkaltgetränk zu sich genommen wird. Ob dann am Ende des Tages etwas Brauchbares raus gekommen ist, lassen wir mal so im Raum stehen. Trotzdem ist es schwieriger, immer alle unter einem Hut (oder Motorradhelm) zu bekommen.

Wie bereits erwähnt, waren wir bei dieser Tour zu viert. Marc und Patrik, den meisten Lesern hier schon bestens bekannt und Heiko, der die meisten Erfahrungen auf der RdGA hat. Und für alle Hater: Ja. Wir bedienen alle Klischees und fahren mit 4 BMW GS. Drei mal 1200 K25 und einmal 1250. Und wer damit nicht klar kommt, hat leider Pech gehabt. Meine kleine Hommage an den Boxer könnt Ihr im Wort zum Sonntag nachlesen.

die 4 Damen beim Sonnen in der Nähe von Bourg Saint Maurice

Leider fiel aus diversen Gründen das Zelten aus und wir mussten auf Herbergen und Hotels ausweichen. Und für vier Männer immer was zu finden ist nicht wirklich einfach. Aber auch das bekamen wir hin. Das Datum stand fest. Die Uhrzeiten auch. Das Equipment war oder wurde vorbereitet. Ich bestellte mir noch im Eilverfahren bei einem BMW-Händler wasserfeste Handschuhe. Die BMW GS Namib. Leider saßen die von Touratech nicht wirklich gut und die von BMW waren erstaunlich angenehm. Das hätte ich vorher auch nicht vermutet.
Weiter geht’s: Die Route war eigentlich schon abgesprochen und geklärt, aber wir kennen ja Marc:

Sorry musste sein 😉

Tag 1: von Losheim nach Thonon-les-Bains

die Karten und Rides kommen alle von RideLink. Die Tour konnte Live verfolgt werden.

Endlich war der Tag gekommen und es ging zu einer echt gottlosen Zeit los. Marc, Patrik und ich trafen uns in Losheim und fuhren gegen 7.15 Uhr los. Da ging mir Alma auf einmal aus. Ob das ein Zeichen sein sollte oder nur ein Zufall war, wissen wir leider nicht. Aber es blieb bei diesem einen Mal. Wir fuhren dann zu dem Treffpunkt an der Deutsch-Französischen Grenze, wo Heiko auf uns wartete. Gemeinsam setzten wir uns in Formation und fuhren los.

Der erste Tag verlief sehr unspektakulär. Unser Weg führte uns hauptsächlich über französische Autobahnen, die sich wegen oder trotz der Mautgebühren super fahren ließen. Über die A4 in Richtung Metz und dann über die A31 cruisten wir gen Süden entgegen. Hinter Nancy wechselten wir auf die N57 und fuhren dann nach Besancon und zur N5 über Moutaine nach Genf.

Frühstückspause
der Protagonist

Eine letzte Pause machten wir in Entre-Deux-Monts. Wir waren eigentlich nur noch knapp 100km von unserem Hotel entfernt. Der Plan war dann noch eine Tankstelle aufzusuchen und was essen zu gehen. Danach wollten wir den Abend gemütlich ausklingen lassen. Denkste!
Genf ist verkehrstechnisch eine reine Katastrophe! Also auf jeden Fall an diesem Tag.

Ohne viel Gerede: Wir haben an diesem Tag für 100 km 4 Stunden und 20 Minuten gebraucht! Ich persönlich, so glaube ich zumindest, hatte noch nie ein solches Verkehrsaufkommen gehabt wie an diesem Tag. Ich dachte Luxemburg wäre schon schlimm, aber das war wirklich der absolute Hammer. Man sah bestimmt nicht nur an unseren Nummernschildern, dass wir Touristen waren, sondern auch an unserem Fahrstil. Besonders an meinem. Typisch Deutsch halt. Während wir uns mit unseren Dickschiffen in den Stau stellten, fuhren die Locals mit größeren Rollern einfach an uns und allen anderen vorbei. Mehr wie einmal faste ich mir an den Helm, während ich den Rollern bei einigen Überholmanövern zu schaute, bei dem es mir schlecht wurde. Aber ok! Irgendwann war auch das geschafft und wir kamen gegen 19.30 Uhr in Thonon-les-Bains an. Hier befindet sich der offizielle Einstieg zur Routes des Grandes Alpes.

Tag 2: von Thonon-les-bains nach Avrieux

Übernachtet hatten wir in einem Ibis Budget Hotel in Thonon-les-bains. Die Nacht war in der Relation günstig, das Hotel war in Ordnung und sauber. Nach dem Frühstück fuhren wir gegen 8.30 Uhr los. Aus dem bewohnten Gebiet um den Genfer See raus, die D26 entlang über Tully auf die D21. Am Lac du Jotty vorbei über les creux, les rossets und Fry, fingen ab Avonnex die Kurven und Pässe an. Durch einige Ski-Urlaubsorte vorbei, die natürlich auch sehr gut durch Wanderer zur dieser Zeit besucht waren und wir dementsprechend nicht immer schnell voran kamen, blitzten zwischendurch immer wieder die Berge mit Ihren wahnsinnig tollen Pässen auf.

Den ersten kurzen Stop machten wir auf dem Col de la Colombière, der auf 1618m Höhe liegt. Dort bezahlte ich noch eine alte Schuld und brachte einen Aufkleber von den Bears on Tour auf dem Schild an. Shout outs an Haui.

Weiter ging es dann die D4 entlang. Über Samance und les Faux rollten wir den nächsten Pass an. Schnelle Spitzkehren und langgezogene Kurven kamen direkt hintereinander und man hatte das Gefühl, dass man gar nicht mehr aus der Schräglage raus kam. Zusätzlich kamen ständige Überholmanöver von Autos und Wohnwägen, da diese bei weitem nicht dieselbe Geschwindigkeit fahren konnten wie wir.
Hinter les Carrets und Chenavelle machten wir an einem kleinen Waldparkplatz in der Nähe von Hauteluce Mittagspause. Mittlerweile hatten wir auch fast 30° C auf dem Thermometer und ein paar Schluck Wasser waren dringend notwendig.
Im Hintergrund hörten wir die Kuhglocken einer Kuhherde, aber sahen taten wir sie nicht. Das hatte einen gewissen Charme.

Nach unserer Pause mit Mini-Salamis (auch Affenschwänze genannt) und original französischem Baguette fuhren wir weiter in Avrieux. Hinter Beaufort und Beaubois kamen wir wieder nach tollen Kurven und fantastischen Straßen am Lac de Roselend vorbei. Ein wunderschöner See mit einem tiefen blau farbigen Wasser. Leider konnten wir nur einen kurzen Stop dort machen, da uns die Zeit ein bisschen davon lief und wir zur nächsten Unterkunft mussten und bis dahin noch ein paar Kilometer vor uns hatten.

Wir fuhren weiter in Richtung Les Chapieux. Wieder einmal durch ein Kurvenparadies, welches nur noch von der einfach atemberaubenden Landschaft übertroffen wurde. Alma lag einfach super in den Kurven, beschleunigte von unten raus im richtigen Moment und ich merkte, dass das genau ihr Revier war. Hier fühlten sich die BMWs mit ihren Boxer-Motoren einfach wohl. Im Gegensatz zu meiner ersten Tour konnte man dies fahrtechnisch nicht mehr miteinander vergleichen.

Eine größere Pause gönnten wir uns trotzdem noch. Dieser Platz war einer der schönsten auf der Tour. Wir fuhren in ein Tal hinab, in der sich ein kleiner Bach durchzog. Die Berge um das Tal warfen zeitweise Schatten ins Tal. Wir stellten die Mopeds auf einem Schotterplatz ab und genossen einfach das Leben. Eine Landschaft wie aus Bilderbüchern. Ich versuche euch das mal in Bildern zu zeigen, da ich nicht die richtigen Worte finde, um dieses Fleckchen Erde annähernd zu beschreiben.

Richtung Seez ging es ausgeruht und mit einem sehr positiven Gefühl weiter. Links tauchte dann auf einmal der Stausee Lac du chevril auf. Ein künstlich angelegter Stausee. Es ist unglaublich, welch ein tiefblaues Wasser die Seen hier haben. An diesem Tag fuhren wir durchschnittlich immer bei 1.600 Höhenmeter. Bis wir den Aufstieg zum Col de L’Iseran angingen. Mehr als einmal auf dieser Tour hatten wir oft auf der einen Seite die Felsen oder Berge, und auf der anderen Seite die Tiefen der Alpen. Die Landschaft wurde immer karger, umso höher wir fuhren. Bei strahlend blauen Himmel kamen wir dann auf dem Col de L’Iseran auf 2.770m an. Weil aber viele Leute sich anscheinend denken, sie wären alleine auf der Welt, konnten wir kein Gruppen Foto machen. Man muss aber auch sagen, dass auf dem Pass nicht viel ist, außer ein Metallfahrad, welches an die Tour de France erinnern soll und das Schild mit dem Namen des Passes. Aber ich sage ganz ehrlich: Mit dem Fahrrad wollte ich hier nicht hoch fahren.

Lac du chevril

Die Dämmerung setzte so langsam ein und wir machten uns auf den Weg zu unserer Herberge, die uns wirklich sehr positiv in Erinnerung blieb und die wir auch wärmstens jedem Reisenden empfehlen können. Es ging wieder runter auf ca. 1.200m über dem Meeresspiegel. Auf dem Weg Richtung Bessans, Le Collet und Lanslevillard erwischten wir am Abend noch einige tolle Kurven. Kurz vor Villarodin und Avrieux, wo sich unsere Herberge befand, fuhren wir an einem alten Fort (Redoute Marie-Thérèse) vorbei. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde dieser Außenposten mit einer Bauzeit von 17 Jahren erbaut. Dieses war auch aus dem Tal in Avrieux noch zu sehen. Leider konnten wir dort nicht gut stehen bleiben um Bilder zu machen. Aber das Bauwerk an sich war schon sehr beeindruckend. Etwas versteckt im Dorf Avrieux fanden wir dann unsere Herberge für diesen Abned.

Auberge la cascade – sehr zu empfehlen
Das Nachtlager – wir dachten eigentlich, das es eine Bushaltestelle wäre

An diesem Abend aßen wir richtig gut in unserer Herberge. Dort machen sie eine regionale Spezialität, eine Sauce mit „Fromage Bleu“, Blauschimmelkäse, eine wirkliche Delikatesse. Sehr zu empfehlen. Aber nicht nur das Essen, sondern auch die Herberge war sehr zu empfehlen: Der Preis war sehr günstig, die Zimmer waren groß und sauber. Die Inhaber sehr nett und freundlich. Ihr findet die Herberge hier.

So Leudde, Ihr habt bestimmt schon gemerkt, dass hier wird eine längere Sache. Ich habe deswegen beschlossen, dass ich diesen Bericht in 2 Teile aufsplitten werde. Das ist für die Leser und auch für mich etwas einfacher. Ich hoffe, es hat euch bis hierher gefallen. Ihr könnt mir gerne euer Feedback zukommen lassen. Wir lesen uns beim zweiten Teil der Routes des Grandes Alpes.

Bis dann. Au revoir

Euer Mueschel

5 thoughts on “Route des Grandes Alpes – Tour 2023 Teil 1

  1. Hallo Mueschel, tolle Beschreibung, einen Teil sind wir in 2021 auch gefahren, planen erneut die Tour. Du hast mich sehr angefixt es wieder zu tun. Super deine detaillgenaue Erzählung.

    1. Hallo Siggi,
      das freut mich sehr zu hören. Ja diese Strecke ist schon einfach ein Traum für Motorradfahrer. Schön das es dich „abgeholt“ hat.
      Du weisst ja, es gibt nur 2 Dinge auf der Welt, die uns abhalten das zu tun was man möchte: Zeit und man selbst.

      Ausser man ist verheiratet, dann 3 Sachen 😉

      Grüße

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