So schön kann Frankreich sein
Seit meinem letzten Blog ist schon einige Zeit vergangen und einiges passiert. Aber wir haben ein Jubiläum: Mein 20. Blog wird veröffentlicht. Wer hätte das Gedacht??
Ich möchte jetzt gerne noch ein paar verpasste Dinge nachholen. Wie zum Beispiel die Tour im letzten Jahr nach Frankreich in die Vogesen.
Im Spätsommer des letzten Jahres planten wir noch einmal eine Tour. Es sollte in die Vogesen gehen. Die Vogesen sind ein Mittelgebirge im Osten Frankreichs. Der größte Teil liegt im Departement Grand-Est, welches früher Elsass-Lothringen bzw. Champagne-Ardenne war. Die Gesamtfläche beträgt 8000 KM² und der höchste Punkt liegt bei 1424m mit dem Gipfel des Grand Ballon. (hier auch mal als GB betitelt)
Soviel zu unserem Reiseziel.
Anders als bei der Tour in den Schwarzwald, fuhren wir dieses mal direkt mit den Bikes von zu Hause aus los. Was auch definitiv die richtige Entscheidung war. Gegen 12.30 Uhr starteten Marc, Patrik und ich gen Süden. Das Wetter war optimal zum touren. Einmal durchs Saarland erreichten wir die französische Grenze. Das es Länder in Europa gibt, in denen der Sprit noch teurer ist als bei uns wissen viele glaube ich nicht. Aber an der Grenze erwarteten uns an deutschen Tankstellen Warteschlangen französischer Autos. Verrückt!
Die Grenze war schnell passiert. Wir fuhren weiter in Richtung der Vogesen. Vorbei an Saaralbe, Saarunion, Thal-Drulingen. Hinter Bust waren wir dann in der Region der Nord-Vogesen. Diese gehören allerdings nicht zur Gebirgskette der eigentlichen Vogesen, obwohl man das glauben könnte. Geologisch gehören sie zum Pfälzerwald.
Durch Eschbourg und Dossenheim, dann Richtung Steinbourg kamen wir dann in die Region der Vogesen. Ab der Höhe Zabern und Monswiller fuhren wir weiter in Richtung unseres 1. Hotels auf dieser Tour nach Wasselonne. Ein schönes gemütliches Hotel mit modernen Zimmern. Da wir aber schon um 17.15 Uhr am Hotel waren, beschlossen wir, nun eine Calimoto-Tour durch die Umgebung zu machen. Eine drei stündige Rundfahrt von ca. 120 Km (mit Pausen natürlich, um Fotos zu machen.) Auf der D75 entlang passierten wir die Dörfer Westhoffen, Balbronn in Richtung Still. Am Chateuch du Guirbaden vorbei durch Russ, Schirmeck und Grandfontaine. Ziel war der Temple du Donon.
Eins muss man ganz klar sagen: In Frankreich hat das motorisierte Zweirad einfach eine andere Stellung als in Deutschland. Zum Beispiel: Während man in Deutschland schief angeschaut wird, wenn man einen Stau mit dem Moped überholt, machen die Franzosen Platz für ein überholendes Motorrad. Hier fahren die Jugendlichen schon sehr früh mit Mofas, Rollern oder ähnlichem herum. Daher ist fast jeder Franzose in seiner Jugend mit einem Mofa/Roller unterwegs gewesen. Und das merkt man einfach. Natürlich kann man nicht alles verallgemeinern, aber es fällt schon sehr auf, wenn man hier unterwegs ist. Das mal nur so am Rande.
Die Fahrt zum Temple du Dinon hatte sich absolut gelohnt. Der Ausblick von da oben war schon unglaublich faszinierend. Ein Meer aus Nadel-und Mischbäumen erstreckte sich vor uns. Andere Verkehrsteilnehmer sahen wir fast gar nicht. Aber die größte Überraschung lag noch vor uns!
Der Temple du Donon hat eine Höhe von ca. 1009m. Nach dem Wingman von Ridelink, meinem GPS-System, welches mir hier auch sämtliche Daten gerade zur Verfügung stellt, waren wir ungefähr bei einer Höhe von knapp 800m. Gestartet sind wir in Wasselone bei ca. 120m. Folglich mussten wir die Differenz von fast 700m wieder runter.
Eine Abfahrt von ca. 25Km. Von Grandfontaine bis Walscheid, eine tolle Strecke für Motorradfahrer. Am Wald entlang, wie schon erwähnt kaum Verkehr und keine Dörfer auf dem Weg nach unten. Nur in manchen Kurven lag ungewöhnlich viel Kies im Kurveninnere. Ein Schelm ist wer böses denkt. Aber lassen wir das. Der Tag hatte mit dieser Abfahrt einen krönenden Abschluss. Leider kann ich aktuell keine Videos in den Blog einfügen. Aber ich versuche, demnächst mal das Video von der Fahrt auf Instagram zu veröffentlichen. Wir sind nämlich diese geile Strecke am nächsten Tag nochmal andersherum gefahren.
Leider wurde es dann auch schnell dunkel und ein gutes Stück kühler. Durch Haselbourg fuhren wir wieder Richtung D1004 und dann wieder nach Wasselonne. Bereit für eine heiße Dusche und ein tolles Abendessen.
Große Ballons und Hohneck(er?)
Am nächsten Morgen machten wir uns nach einem guten Frühstück wieder auf den Weg. Nach einem kurzen Tankstop, bei dem auch sämtliche Insekten-Friedhöfe weggewaschen wurden, fuhren wir über Dabo und Haselbourg wieder nach Abrechviller, um wieder die Straße zum Temple du Donon zu fahren.
Aber dieses mal fuhren wir weiter über Schirmeck, Plaine und Bourg-Bruche nach Lubine. Es waren einfach tolle Landstraßen, auf denen wir unterwegs waren. Tief grüne Wälder, Schluchten, Berge, Bäche und natürliche tolle Kurven. Bei dieser Tour war ich schon viel entspannter unterwegs und konnte es richtig genießen. Das Fahrtraining hatte sich absolut bezahlt gemacht. Ich konnte an meinen Kollegen dran bleiben. Sie mussten nicht mehr wirklich auf mich warten. Meine Kondition auf dem Bike war auch um einiges besser geworden und ich wollte gar nicht mehr runter.
Über Frapelle, Bertrimoutier, La Croix aux Mines fuhren wir ab Fraize wieder Richtung Osten die D415 entlang. Bis wir dann über die D148 Richtung Station des Bagenelles (ca. 900m) fuhren und dort eine kurze Pause einlegten. Das Wetter war einfach der Wahnsinn und man konnte kilometerweit ins Tal sehen.
Nach einem kleinen Zwischensnack ging es dann weiter Richtung Süden. Von Le Bonhomme ging es zur Ski-Station du Lac Blanc. Der Name kommt von dem See, der in der Nähe liegt.
Als nächstes folgte ein größerer Waldabschnitt, das sogenannte Reserve Naturelle de Tanet-Gazon du Faing. Eine wunderschöne entschleunigte Strecke, durch die die Straße D61 führt und eigentlich von einer Ski-Station zur nächsten führt. Kurz vor der Col de la Schlucht fuhren wir aber die D417 entlang Richtung Eck und dann einen Rundkurs von Langeren, über Kaltenborn nach Linge. Vorbei an sämtlichen Herbergen der Vogesen ging es weiter Richtung Hohrod und Stoosswihr.
Nach dieser Rundfahrt landeten wir wieder auf unserem Ausgangspunkt und folgten der Straße zum Hohneck. Der Hohneck ist einer der größten Berge der Vogesen mit 1363m und lässt sich sogar mit dem Moped befahren. Diese Aussicht ist auch wieder auf ihre Art total einzigartig.
Nach der Pause fuhren wir wieder Richtung Süden auf der berühmten Route des Cretes. Diese Straße macht natürlich gerade mit dem Motorrad sehr viel Spaß. Tolle Kurven, die mein auch zum größten Teil weit einsehen kann und einfach eine tolle Landschaft, die das ganze noch abrundet. Von Müdigkeit keine Spur.
Die Route des Cretes runter, die ja offiziell den Namen D430 hat, geht es weiter durch mehrere Tunnel, die aussehen, als wären sie in Stein gehauen worden. Die D430 fuhren wir weiter, bis wir am Grand Ballon waren. Der Grand Ballon, oder auch Großer Belchen genannt, ist der höchste Berg der Vogesen und liegt 1424m über dem Meeresspiegel. Mit den Bikes waren wir bei ca.1300 – 1310m. Dort oben konnte man sich dann auch mal einen Kaffee und eine kleine Zigarre gönnen. Eine Stunde verschnauften wir dort.
Um ca. 18.30 Uhr machten wir uns dann auf, um langsam mal das nächste Hotel anzusteuern. Gebucht hatten wir in Thann. So langsam machte sich auch der Hunger bemerkbar.
Die Straße den GB runter ließ sich phantastisch fahren. Im oberen Bereich sehr schön breit ausgebaut und nach unten immer kurviger werdend. Wir fuhren durch die Dörfer Blanschen und Goldbach. Der Ort Le Moulin war so ein bisschen das Ende der Strecke vom GB runter. Ab jetzt ging es auf „normalen“ Straßen in Richtung Thann weiter.
Am Hotel angekommen, begrüßte uns eine sehr herzige Frau mit dem typischen elsässischen Charme. Wir waren so angetan, dass wir sogar ins Restaurant Ihrer Mutter! (Ja richtig gehört) gegenüber zu Abend speisten.
Mama i´m coming home
Am nächsten Morgen saßen wir zusammen mit der Katze des Hauses am Frühstückstisch und genossen unser typisch französisches Frühstück. Nachdem wir uns verabschiedet hatten und unsere sieben Sachen gepackt hatten, fuhren wir Richtung Heimat.
Weil es am Vorabend noch geregnet hatte und es generell sehr trübe war an diesem Morgen, machte sich auf den höheren Lagen Nebel breit. Und was für eine Idee hatte unser Navigator? Na klar, lass uns doch noch einmal den Grand Ballon hoch fahren. Die Sicht betrug stellenweise keine 10m und wird deswegen hier nicht weiter thematisiert und kommentiert!
Nach längerer Fahrt lichtete sich der Nebel. Dafür regnete es wenig später. Über die D430 fuhren wir Richtung Norden. Obwohl das Wetter echt durchwachsen war, hatten wir Spaß auf den Mopeds und an der Landschaft. Die Strecke war einfach herrlich zu fahren, selbst bei Regen.
Über Retournemer, am sehr schönen Lac de Retournemer vorbei, leider ohne Verweildauer, ging es weiter die D67 entlang. Wir passierten den Lac de Longemer und fuhren durch die Orte Gerbépal, Corcieux und Blâmont und ließen somit die Vogesen mehr und mehr hinter uns. Mir war schon etwas schwermütig zu Mute, gleichzeitig wusste ich aber auch, dass es nicht das letzte mal war, das ich durch Frankreich fahre.
Am Stockweiher in Rhodes machten wir noch eine Kaffeepause. Leider haben sich während der Fahrt meine Taschen durchgehangen und hatten Kontakt mit dem Hinterreifen. Unmerklich haben die Taschen sich dann aufgeschürft. Natürlich ist Wasser in die Taschen eingedrungen. Glück im Unglück: Meine Sachen waren alle noch in extra Plastiktüten eingepackt.
Nach der Stärkung durch ein gutes schwarzes Bohnenaufguss-Getränk starteten wir die letzte Etappe. Auf der Straße Richtung Saarunion kamen wir an einigen Bunkern der alten Maginot-Linie vorbei.
Eine alte Verteidigungslinie der Franzosen, die von 1930 bis 1940 gebaut wurde. Auch diese werde ich mir beim nächsten Mal auf jeden Fall nochmal genauer anschauen. Unterwegs verabredeten wir uns noch, nach der Ankunft zu Hause, auf ein Stiefelbier.
Gegen 17 Uhr kamen wir zu Hause an. Heil, etwas Müde aber zufrieden fuhr ich zu Hause vor. Nachdem ich das Wichtigste rein gebracht hatte und meine Familie informiert hatte, dass ich wieder da bin, ging ich auch zum Nachbarn für mein Abschlussgetränk zu bekommen.
Vielen Dank an meine beiden Mitfahrer. Unseren Familien und Freunden, die uns bei unseren Trips und Touren unterstützten, und auch weiterhin unterstützen werden. Ein herzliches Dankeschön auch die Menschen, die meinen Blog verfolgen und mich dazu motivieren, weiter zu machen.
Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und bis bald!
Euer Mueschel
Quellen: Wikipedia