Von der Autobahn und anderen Dingen
Eines Abends, ich saß gerade beim Bier, kam eine Nachricht von Michael rein: „Morgen dann mal mit Leistung“… Oh, ok?!?
Wenn mein alter Handball-Trainer sagte: „Mueschel, bring mal Leistung.“ hieß das immer, dass ich bisher schlecht war.
Schon fing ich an zu überlegen. Hat es das letztem mal so schlecht funktioniert? War irgendwas?
Dann lass ich die Nachricht weiter: „…will ja keinen Druck aufbauen!“
Jetzt geht mir aber der Kackstift. Was hat er denn??
Aber die Nachricht ging noch weiter: „das ist dann jetzt meine Maschine…“
Achso, jetzt ist der Groschen (früheres 10 Pfennig Stück; Anmerkung der Redaktion, siehe Foto oben) gefallen.
Morgen fahre ich mit der offenen Maschine. Zur Erinnerung: Angaben von Yamaha Deutschland: 55,0kW (74,8PS) bei 9.000 /min.
Dazu ist nichts weiter zu sagen!!
Auf dem Platz am nächsten Tag stand ich auch schon bei der Maschine. Wie schon so oft gesagt, sieht die genau so aus wie die andere.
Also draufsetzen und los. Um mich einzufahren, mache ich die Fahrschul-Übungen: 30er Slalom, Anfahren und Schrittgeschwindigkeit. Und ich muss jetzt hier leider erwähnen, dass Michael mit seinem Funk irgendwas anders gemacht hat. Ich habe ihn fast nicht gehört, obwohl wir 10m auseinander waren. Das war vorher auch nicht so!!
Ich versteh manche Anweisungen nicht richtig und dementsprechend geht auch einiges schief und will mir nicht gelingen.
Wenn ja mal der Wurm drin ist, ist er drin. Verrückt!!
Und zum kotzen!
Autobahn – Highway to Hell
Dann funktioniert doch endlich alles soweit und wir fahren raus. Michael sagte, dass wir jetzt Autobahn fahren werden.
Also fahren wir raus Richtung Autobahn. Michael gibt mir vorher Anweisungen, was jetzt zu beachten ist. Zum Beispiel das rechts vor links bei manchen Autobahnen, Auf-bzw. Abfahrten.
Auf die Autobahn aufgefahren, kommt natürlich das Kommando: „Dreh mal am Hahn!“
Und das tue ich auch. Ich dreh den Gashebel und die Maschine schiebt unglaublich nach vorne. Bei 120 km/h trau ich mich zuerst gar nicht in den nächsten Gang zu schalten. Dafür muss ich ja quasi meine versteinerten Finger vom Lenkrad lösen. Nee, lass mal. Keine Chance!
Der Wind zerrt an mir, als würde er mich am liebsten vom Moped stoßen.
Aber dann kommt mir, dass das ja irgendwie gehen muss. Dann merke ich, wenn ich vom Gas gehe, kann man auch gut schalten.
Also, 6. Gang und Gas. Bei über 130 km/h und einem Motorrad ohne Windschild habe ich das Gefühl, gleich mach ich den Flieger nach hinten.
Dann machte ich aber den Buckel krumm und ging etwas in die Schildkröten-Stellung. Das ging da schon um einiges besser. Der Wind hatte keine große Angriffsfläche mehr und ich nicht mehr diesen wahnsinnigen Druck auf dem Oberkörper, der von vorne kam.
Aber ich merke jede Veränderung des Windes in Bezug auf: LKWs die ich überhole oder auch Autos, die vor mir fahren.
Im Tunnel immer bis zum Licht
Auf der A8 Richtung Schengen kommt irgendwann der Pellinger Tunnel. Ich fahre seit fast 13 Jahren jeden morgen durch diesen Tunnel, aber es war noch nie so seltsam da durch zu fahren wie jetzt gerade.
Davor schon runter auf 80km/h gebremst, fuhren wir, übrigens auch wieder im Bike-to-Bike Modus, in den Tunnel rein. Dass dann die Lichtverhältnisse anders sind ist klar und nichts neues für mich. Aber diese plötzliche Stille. Dieses extrem ruhige und ich weiß gar nicht, wie ich das sagen und erklären soll. Ob es an den fehlenden Windgeräuschen liegt, ich weiß es nicht. Auf jeden Fall ist die Tunnelfahrt auf der Autobahn sehr seltsam. Nicht schlimm, aber seltsam! Verrückt!!
Bei der nächsten Ausfahrt bogen wir ab. Michael gab wieder Kommandos und erinnerte mich daran, dass ich unbedingt meine Geschwindigkeit im Auge behalten muss.
Abgebogen auf die Abfahrt, bremsten wir runter auf 100km/h. Fuhren dann weiter bis zur Kurve, kontrollierten unsere Geschwindigkeit und passten sie an.
Ich kann mir gut vorstellen, dass hier schon einige viel zu schnell runter sind. Es ist wirklich so wie Michael sagte: „Man unterschätzt es, weil man lange einer gewissen Geschwindigkeit ausgesetzt war.
Nach einer kurzen Pause zum Luft holen und kleiner Besprechung ging es zurück. Er sagte zu mir, dass er nicht gerne Autobahn fuhr und da muss ich ihm einfach recht geben. Das Cruisen auf der Landstraße macht definitiv mehr Spaß.
Wieder auf der Autobahn fuhr ich wieder vorne. Ich fing an, selbständig LKWs und langsame Autos zu überholen. Ich schaltete früh hoch in den 6. Gang, ging in Schildkröten-Position rein und drehte am Hahn.
So fuhren wir dahin. Irgendwann musste ich mal kontrollieren, ob mein Fahrlehrer noch da ist. Er sagte gar nix mehr. Hab ich auch noch nie erlebt.
Dann erhaschte ich einen Blick auf mein Tacho: 156 km/h!
Mein Blick ging direkt wieder nach vorne. Ich dachte dann mal kurz darüber nach: Nach dem ersten: Ach du Scheiße! Kam auch direkt: Wie geil ist das denn?!? Aber aufs Tacho schaute ich in diesem Moment nicht mehr.
Ich lies dann auch das Gas wieder etwas los. Die Abfahrt kam auch schon bald.
Wir fuhren noch etwas über Land und gingen noch tanken.
Ein Tipp für alle Fahrlehrer: Macht den Funk aus wenn ihr in einen Laden geht, ansonsten könnte es sein, das euch eure Schüler doch mal aus dem Konzept bringen!!!
Als ich nach der Stunde nach Hause fuhr, merkte ich selber, wie ich immer noch voller Ehrfurcht war. Das hat unser Pastor in meiner ganzen Jugend versucht mich zu lehren.
Wir war Eure erste Autobahnfahrt? Wie schnell seid Ihr beim ersten mal gefahren?
Bis dann und bleibt Gesund
Euer Mueschel
Quelle Fotos: Münzkatalog-online.de und Ghost Rider 2