Maennerleben - Der Motorrad-Blog

The Final Countdown

Es ist Dienstag morgen. Ich habe mir einen Tag Urlaub genommen, um im Falle des Bestehens der Prüfung heute noch zu feiern und zu fahren. Und wenn ich durchfallen würde, bliebe ich aus Scham zu Hause. Der Termin mit dem Rathaus ist auch gemacht. Da wartet man schon auf mich.

Gegen 7.10 Uhr fahre ich Richtung Merzig. Die Motorrad-Klamotten sind alle frisch gewaschen. Das Visier und der Helm sind klar bzw. poliert und die Handschuhe haben auch mal eine Handwäsche genossen.
Der gefährliche Nachbarschafts-MC wartet auf grünes Licht, um nachmittags noch eine Tour zu starten.

Nach gefühlten 17mal Pinkeln treffe ich mich mit Michael in Merzig, um die Yamaha aus der Garage zu holen. Wir fahren dann zum Treffpunkt, wo Dagmar mit den 2 Führerschein B-Prüflingen des heutigen Tages wartet.

Als der Prüfer erscheint, wird zuerst noch etwas Small-Talk gehalten. Das lockert meine Nervosität etwas auf. Die beiden anderen Prüflinge fangen heute an. Ich mache mit Michael noch eine kurze Motorrad Ausfahrt. Ich nutze diese, um mich warm zu fahren und alles nochmal ins Gedächtnis zu rufen. Es werden noch ein paar Details besprochen, wie was ablaufen könnte, was auf mich zukommen könnte usw.

Dann fahren wir zurück auf den Platz und gehen nochmal die Grundaufgaben durch.
Eigentlich klappt auch alles soweit ganz gut. Aber auf einmal will der Schrittgeschwindigkeits-Slalom nicht mehr funktionieren. Aber meines Alter und meiner Erfahrung sei Dank, bleibe ich trotzdem ruhig. Verrückt!
Hätte ich mich mal früher so unter Kontrolle gehabt. Egal…
Der Prüfer kommt!

Der Anhalter durch die Galaxis empfiehlt: “ Keine Panik!“

Es geht los. Michael und der Prüfer erklären mir nochmal kurz, wie die Prüfung abläuft und schon geht es los.
Ich mache alle Grundlagen – Übungen:
– Stop and Go
– Slalom mit 30km/h
– Vollbremsung mit 50km/h
– Schrittgeschwindigkeit Linie und Slalom
– Ausweichen nach Bremsen
– Ausweichen ohne Bremsen

Es gelingt mir alles. Zwar eher selten als schön, aber es klappt.
Die erste Nervosität ist mal weg.
Jetzt geht es auf die Straße. Tief durchatmen und weiter!!

Über das komplett neue Ampelsystem der Stadt Merzig geht es auf die Autobahn. Da mache ich gerne mal einen Schulterblick mehr als zu wenig, fahre meine 130km/h und versuche die Spur zu halten.
Klappt soweit. Dann fahre ich ab und der Rest geht über Land.

Wir fahren an ein paar Stellen vorbei, die Michael mir extra gezeigt hat. Ich bereite mich schon seelig darauf vor, dort nichts zu vergessen. Zur Erklärung: Bei einer dieser besagten Stelle oder Kreuzung muss man rechts abbiegen, dann kommt aber direkt eine rechts vor links Situation. Wenn man den Blinker da noch anlässt, ist man durchgefallen. Aber es kommt keine Anweisung zum abbiegen. Also gerade aus weiter.

Mein Kopf dreht sich schön bei allen Zebrastreifen! Ich halte mich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen, also kurz: Es läuft gut!
Das Gefühl der ersten Sicherheit kommt, aber ich versuche konzentriert zu bleiben aus Angst, dass ich noch was verhaue! Ich kenne mich ja.
Und verdammt, ich kenne mich gut!

Vor mir tauchen auf einmal die Verfolger der Tour de France auf. Na ja, auf jeden Fall könnte man das meinen. Da hatte ich schon ein dummes Gefühl im Bauch. Höhe der Ampel verlor einer der Radfahrer den Anschluss an seine Gruppe, direkt vor mir.
Ich hadere mit mir: Darf ich jetzt überholen? Darf ich nicht? Verdammt!

In einem Moment des Schwachen Geistes überhole ich ihn. Um die erforderlichen 1,5m Platz zu lassen schwenke ich etwas aus. Dabei unterschätze ich das und fahre über die Fahrstreifenbegrenzung.

Ich wusste direkt: Das war nicht verrückt. Das war scheiße!

Zuerst kommt aus meinem Kopfhörer nichts. Dann sagt Michael, ich soll mal an der Bushaltestelle anhalten. Mein erster Gedanke: MIST!
Jetzt darf ich noch nicht mal bis zum Parkplatz zurück fahren. Michael parkt hinter mir als die Aufforderung zum Weiterfahren kommt. Der Radfahrer hat uns mittlerweile überholt. Jetzt ist er wieder direkt vor mir.

Damit konnte ich zuerst nichts anfangen. Dann kam mir in den Sinn, dass sie die Fahrrad-Aktion wiederholen wollten.
Weil die Straße aber jetzt enger war, überholte ich nicht mehr. Weiterhin kam eigentlich kein Kommentar. Nur das wir jetzt wieder auf den Platz fahren.

Michael stieg aus dem Auto aus. Er sah mich an und verzog keine Miene. Nur das ich zum Auto kommen sollte. Verdammt. Das heißt: Durchgefallen!
Aber die Götter oder in diesem Fall der Prüfer hatte Nachsicht. Er befragte mich kurz nach der Situation und ich sagte ihm auch, das ich im selben Moment wusste, dass es falsch war. Wir sprachen kurz darüber, dann sagte er, der Rest war gut und ich würde ja die Maschine beherrschen. Deswegen lässt er mich bestehen.

Wie erleichtert ich in diesem Moment war brauche ich euch glaube ich nicht zu sagen. Aber geärgert hat mich das schon, dass mich diese dumme Situation beinahe ca. 250,-€ gekostet hätte und natürlich die verlorene Zeit.

Auf dem Platz reden Michael und ich nochmal darüber. Unterm Strich:
Menschlichen Prüfer gehabt und mit einem blauen Auge davon gekommen.

Extrem Whatsappen!!

Was ist das erste was ein Mann dann tut?
Richtig! Er sagt seinen Kollegen Bescheid, dass heute Abend eine Tour stattfindet und erst danach ruft er seine Frau an. Verrückt.

Während ich es schon nicht mehr aushalten konnte und die Maschine dringend fahren wollte, war mein „MC“ noch am arbeiten.
Also fuhr ich eine kurze DKF (Dorfkontrollfahrt Anm. d. Redaktion) um mich mit Yellow Butterfly (sagt nix! Ich kann es nicht mehr ändern!) bekannt zu machen.
Ich war begeistert von der Wendigkeit und dem Durchzug, die die Maschine hat, obwohl noch die Drossel drin ist. Ich lass sie auch noch drin und werde diese dann erst nächstes Jahr raus machen.

Auf Wiedersehen und Danke für den vielen Fisch

Ich würde mich an dieser Stelle gerne bei allen bedanken, die mich in diesem Unterfangen unterstützt haben. Sei es mit Ratschlägen, Tipps, dummen Sprüchen oder gutem Zureden.
Vor allem meiner fantastischen Frau Kristina, die immer meinen Zeitplan akzeptiert hat und sich angepasst hat. Vor allem beim Schreiben dieses Blogs. Danke schön Süße!

Dann natürlich bei der Fahrschule Dürr. In erster Linie Michael, der sehr viele Nerven gebraucht hat, aber mit dem ich sehr geile Stunden auf dem Motorrad bei Ausfahrten verbracht habe.
Bei Dagmar, wir kennen uns ja schon ewig, bedanke ich mich für ihre ständige Bereitschaft, auf alle Fragen eine Antwort zu finden. Danke schön!
Jedem kann ich nur diese Fahrschule ( Fahrschule Dürr) ans Herz legen.
Danke euch beiden!

Jetzt fehlt natürlich noch meine Familie und mein „MC“! Meiner Familie danke ich für ihr Interesse, auch wenn es am Anfang zu Kopfschütteln geführt habe. Danke für eure Unterstützung, Verständnis und Geduld!

Mein „MC“. Was soll ich zu denen nur sagen?
Ich danke euch für viele Abende, in denen es fast nur ein Gesprächsthema gab (sorry Mädels!).
Danke für die gemeinsamen Ausfahrten, bei denen ihr abwechselnd die Ehre hattet, mich als Sozius zu haben.😉😘
Auch möchte ich mich bedanken für eure tiefgründigen Stippeleien, die mich immer wieder motiviert haben, weiter zu machen und noch eine Schippe drauf zu legen. Freue mich auf die vielen gemeinsamen Ausfahrten.

So! Und jetzt?

Ich versuche mal die Überleitung auf meinen zukünftigen Motorrad-Blog zu finden. Habe ich euch ja schon angedroht. Hoffe, ihr bleibt mir auch da treu.
Ich gebe euch zum Schluss einen Satz mit, der mir bei meiner ersten Ausfahrt gekommen ist. Dieser wird dann der Opener zum neuen Blog:

Wenn man zum entschleunigen ein Gerät benutzt, das in erster Linie zum beschleunigen gedacht ist, ist man entweder total irre, oder hat den Sinn des Lebens verstanden.

Wir sehen uns im Restaurant am Ende des Universums.

DLzG

Euer Mueschel

Quellen: Danke auch an Douglas Adams und dem „per Anhalter durch die Galaxis“ für das missbrauchen und zitieren aus diesem tollen Roman.
Danke auch an Europe, ihr habt immerhin diesen einen Song geschrieben.

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