Ich saß im Home Office, als mein privates Handy klingelte. Da kamen ein paar Nachrichten rein, in der es in erster Linie um den theoretischen Unterricht ging. Dagmar, Fahrlehrerin und Ehefrau meines Fahrlehrers war und ist immer für all meine seltsamen Anliegen und Fragen da.
Aber eine unterschwellige Nachricht, hatte ich den ganzen Tag und während der Fahrstunde im Kopf:
„Mach mir keine Macken in mein Maschinchen“!
Als ein Mann, der zum zweiten Mal verheiratet ist, weiß man(n) genau, wann mit Frau nicht mehr zu Spaßen ist. Man weiß genau, wie was gemeint ist! Es gibt dann einen Moment, da kann selbst der Teufel dich nicht mehr retten.
Also kurz gesagt: Die neuen Maschinen sind da. Mein erster Gedanke war eigentlich, dass ich ja auch noch das alte Moped fahren könnte. Die neuen könnte ich ja auch vielleicht nur schieben. Das muss man ja auch lernen!!
Aber als ich dann mittags auf dem Übungsplatz war, hatte ich keine Chance mit diesen Argumenten bei Michael was zu bewegen.
Ich glaube, die alte Kawasaki hatte er schon gar nicht mehr dabei.
Also, ab auf die neue Yamah MT-07. Zwischendurch kommt immer wieder der Hinweis, dass die Maschine Dagmar gehöre und die Yamaha ja neu ist.
Da soll man(n) noch ruhig bleiben.
Neue Maschine – neues Glück, alte Fehler
Michael erklärt mir das Motorrad. Ich gebe echt zu, die Maschine ist Mega!
Ich setze mich in Bewegung, also klar mit Motorrad und wir beide lernen uns kennen. Das Gas, die Kupplung, die Bremsen mit ABS, alles wirkt vertraut und doch so anders. Aber wie schon gesagt, die Yamaha macht richtig Spaß zu fahren.
Nach einer kurzen Kennenlernphase geht es auch schon los: Slalom, Schrittgeschwindigkeit und Anfahren übe ich mehrmals.
Ich weiß nicht, ob es der Druck war, die Angst, die Panik, die drohende Agonie…keine Ahnung. Aber es ist nicht mein Tag!
Ich verreiße zweimal das Gas, wobei Michael und ein anderer Fahrlehrer beinahe einen Herzinfarkt bekamen. Ok, Michael hat Angst um das Moped, der andere Fahrlehrer eher um sein Leben. Aber alles gut.
Schrittgeschwindigkeit, eine Katastrophe. Klappt heute zu Beginn gar nicht. Dann tut mir auch noch die Kupplungshand weh. Michael merkt das und lässt mich die Handschuhe wechseln. Meine sind mir eigentlich zu klein. Na toll!! Das kommt davon, wenn man ohne Frau einkaufen geht. (siehe Blog „Klamotten kaufen“ )Verrückt!
Ab auf die Straße
Nachdem ich dann die Übungen doch so weit mal hinbekommen habe, sagt Michael: „So, dann fahren wir jetzt raus“.
Ach du ahnst es nicht. Straße? Ich? Mit Motorrad? Jetzt?
Im ersten Moment hat man das Gefühl, keine Ahnung, als will man zu seiner Mama. Auf die Couch, Decke über den Kopf und versteckt bleiben.
Aber, ein Wikinger hat ja vor nix Angst! Wer Angst hat kommt nicht nach Walhalla.
Also, wieder tief Luft holen und ab geht es.
Es ist wirklich ein seltsames Gefühl. Durch die Gegensprechanlage hör ich die ganze Zeit Michael mit Kommandos, Korrekturen und beruhigenden Worten.
Es ist und bleibt einfach ein komisches Gefühl. Ich kann es nicht oft genug sagen.
Erste Ampeln kommen auf mich zu. Stehen bleiben, anfahren wie so oft geübt sind auf der Straße einfach anders. Wenn die Ampel grün ist, muss man fahren. Die Zeit, wie man sie auf dem Platz hat, hat man nicht wirklich auf der Straße. Verrückt!
Gib Gas! Mehr! Dreh das Ding!
Dann kommt ein einschneidendes Erlebnis. Ich erzähle es im Dialog:
Fahrlehrer Michael: „Michael, da vorne kommt eine Aufhebung der Geschwindigkeitsbegrenzung. Das heißt, wir fahren 100km/h.“
Ich: „Nee oder?“
Michael: „Doch!“
Ich: „Muss ich hier 100km/h fahren?“
Michael: „Ja!“
Ich: „Ich kann auch langsamer fahren. Das macht mir nichts aus!“
Michael: „Und du fährst jetzt 100, sonst schieb ich dich an!“
Ich höre nur noch durch die Kopfhörer: „Dreh, dreh mehr. Komm schon, da fehlt noch…weiter, weiter….jawohl. Geht doch!“
In dem Moment, als ich 100km/h fahre habe ich das Gefühl, der Gegenwind will mich vom Moped runter drücken. Insgeheim bin ich froh, als der Moment kam und ich wieder 70km/h fahren konnte.
Wir drehen eine Schleife und fahren durch mehrere Kreisel wieder zurück zum Platz. Die Logik des Kreiselfahrens beim Moped muss Michael mir in Zukunft nochmal erklären. Mit gemischten Gefühlen steige ich vom Motorrad ab. Ich weiß eigentlich, das ich es besser kann und mir vieles einfach heute nicht so gelang, wie ich es wollte.
Egal. Im Kopf gehe ich die Anweisungen und Ratschläge von Michael in den nächsten Tagen immer wieder durch. Das nächste Mal wird es besser.
Mein Idol Joachim Deckarm sagte einmal: „Ich will, Ich kann, ich muss“!
Wobei er ein sehr viel härteres Los getroffen hat, als ich, der nur einen Führerschein macht.
Wie war euer erstes Mal auf der Straße?? Erzählt es mir in den Kommentaren.
Bis dann
euer Mueschel
Das Fahrerlebnis, welches man auf dem Motorrad hat, ist nicht zu vergleichen mit dem beim Fahren eines Autos. Welches Gefühl man hatte, nachdem man zum ersten Mal nach dem Erhalt des Motorrad-Führerscheins auf einer freien Straße gedüst ist, vergisst man nicht. Dies kann ich jedem nur empfehlen.
Da gebe ich Dir absolut Recht. Ich kann auch es nur jedem empfehlen und ans Herz legen. Dafür ist dieser Blog da, um diejenigen zu motivieren, denen noch das quenching Mut fehlt.